Gehen, ging, gegangen

Digitale Leseprobe

Der Weg zur Edition


Zur Erstellerin

Meine Name ist Patricia Modispacher, ich bin 24 Jahre alt und studiere Deutsche Literatur (M.A., 4. Semester) in Tübingen. Diese digitale Leseprobe entstand im Rahmen des Masterprofils 'Digital Humanities' der Universität Tübingen und bezieht sich auf meine Masterarbeit, die sich mit Fremdheitserfahrungen, Flucht und Heimat in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur befasst. Zu diesem Themenkomplex las ich unter anderem Jenny Erpenbecks Roman „Gehen, ging, gegangen“, der in besonderer Weise mit eurozentristischen Vorurteilen gegenüber geflüchteten Afrikanern bricht. Der Roman erschien 2015 beim Knaus Verlag und erzählt die Geschichte eines Berliner Professors, der sich mit Geflüchteten dadurch anfreundet, dass er ihre persönlichen Fluchtursachen erfährt. Mit dem Protagonisten lernen die Rezipient*innen Fakten über die vielseitigen Herkunftsländer der Afrikaner kennen, die meist in Europa ungeläufig sind. Das europäische/deutsche Asylgesetz und dessen Ausführung werden scharf kritisiert. Viele intertextuelle Bezüge, Verweise auf Personen und realhistorische Ereignisse sind konstitutiv für den Roman.

Aufgrund der vielen Informationen, die Jenny Erpenbeck in ihrem Text präsentiert, kam mir die Idee, diese in einer Digitalen Leseprobe zu veranschaulichen und vor allem mit einer Landkarte von Afrika zu verbinden; denn Hand aufs Herz: Wer von uns weiß schon, was die Hauptstadt von Burkina Faso ist? Und wer von uns reflektiert überhaupt über dieses Unwissen? Ist es Gleichgültigkeit, die dafür sorgt, dass wir denken, Afrika sei ein großes Land, in dem hilfsbedürftige, ungebildete Menschen leben? Schotten wir uns von ‚den Fremden‘ ab, um nicht mit den eigenen Fremdheitserfahrungen in unseren Leben konfrontiert zu werden?

Gereizt durch diese Fragen nahm ich Kontakt zu Jenny Erpenbeck auf, die ausgesprochen höflich auf meine Anfrage reagierte und mir die Arbeit an ihrem Text gestattete. Während dieser versuchte ich mich stets an Sachlichkeit und Objektivität zu halten. Lediglich die ausgewählten Reportagen schildern meine persönlichen Erkenntnisse der Thematik. Dadurch möchte ich jedoch nicht meine Meinung in der Öffentlichkeit durchsetzen, sondern (gerade junge) Menschen über die aktuelle Lage informieren. Denn Ziel dieser Arbeit ist es, Frau Erpenbecks Aufklärungsarbeit in Bezug auf die Stereotypen, die die meisten Europäer*innen gegenüber Afrika und Geflüchteten besitzen, zu unterstützen und dem verbreiteten Eurozentrismus entgegenzuwirken.
Im Rahmen meines Projekts arbeitete ich nach bestem Wissen und Gewissen. Urheberrechte wurden eingeholt, sofern dies erforderlich war. Diese Edition erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Aktualität. Es handelt sich um ein Projekt, das nach dem 31.12.2019 nicht inhaltlich aktualisiert wird.


Was es hier zu entdecken gibt

Herzstück dieser Edition ist die Digitale Leseprobe der ersten 34 Seiten des Romans. In ihr sind intertextuelle Bezüge, Verweise zu Ländern, Städten, Personen, geschichtlichen Daten und auch politischem Wissen hinterlegt. Eine Übersicht listet alle intertextuellen Bezüge thematisch gegliedert auf einen Blick auf. Eine weitere Seite verdeutlicht die diversen Herkunftsländer der Geflüchteten, die aktuellen, real-politischen Fluchtursachen und die politische Lage zum Handlungszeitraum des Romans. Dabei soll dem Roman keine Faktizität unterstellt werden. Die Charaktere stehen jedoch sinnbildlich für jeden beliebigen Menschen, der zu gegebener Zeit an gegebenem Ort etwas Tragisches erleben musste.
Jenny Erpenbeck bezieht sich in ihrer Narration häufig auf die aktuelle Asylpolitik Deutschlands und der EU. Dazu sind Informationen in Kürze zusammengefasst. Die unmittelbaren Quellen sind den betreffenden Textstellen beigegeben. Weitere Links bieten Möglichkeiten, tiefer in die Thematik einzutauchen. Darüber hinaus gibt es eine Seite, in der Fakten zu Flucht sowie weiterführende Quellen zum Thema dargestellt sind. Mit einem ‚Faktencheck des UNHCR‘ lässt sich das Wissen zur Asylpolitik schnell vertiefen. Die Seite „Mediathek“ stellt nur eine kleine subjektive Auswahl an Reportagen zusammen, die mich näher an die Thematik der Flucht und Fremdheit herangeführt habt. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Dankeschön

Recht herzlich möchte ich mich bei Frau Erpenbeck und bei dem Penguin Verlag, dabei besonders bei Frau Susanne Krones, für die entgegenkommende Kooperation und das Einverständnis der Textnutzung bedanken.

Ein besonderer Dank gilt meinen Betreuern Dr. phil. Fabian Schwabe und Dipl.-Inf. Kevin Körner, ohne die ich dieses Projekt niemals hätte realisieren können. Ihr fachliches Wissen sowie konstruktives inhaltliches Feedback stellten eine große Bereicherung für meine Arbeit dar.


Digital Humanities

Die Digital Humanities versuchen, die Gebiete der Geisteswissenschaften mit den Bedingungen der digitalen Arbeits- und Medienwelt anzureichen und weiter zu entwickeln. Es handelt sich um eine gewinnbringende Kombination von etablierten geisteswissenschaftlichen Forschungsansätzen und Arbeitstechniken der modernen digitalen Datenverarbeitung.
An der Universität Tübingen wird das Masterprofil „Digital Humanities“ angeboten. Hier lernt man innerhalb von drei Semestern eines geisteswissenschaftlichen Masterstudiengangs, professionelle IT-Methoden mit dem bereits erworbenen Fachwissen zu verbinden.

Zur Informationsseite der Eberhard Karls Universität Tübingen

Stand: 31.12.2019.

Mittelmeerkarte
Bild von Markus Spiske auf Pixabay